Gedanken zum Weihnachtsfest

Zum Weihnachtsfest sind auch kritische Beiträge erlaubt. Für die Schülerzeitung hat Najla Abdagic die beiden folgenden Denkanstöße verfasst:

 

Zum Weihnachtsmann

 

Als eine Person, die zu einer der am wenigsten privilegierten Gruppen der Menschen gehört, stellt man sich viele Fragen. Bei mir kam oft die Frage auf, weshalb der Weihnachtsmann überhaupt den typischen reichen, alten, weißen Mann darstellt. Im folgenden Text werde ich daher auf die Fragen eingehen, worauf die Geschichte des Weihnachtsmanns zurückgeht und ob er dem Idealbild unserer Gesellschaft entspricht.

Ursprünglich geht die Geschichte des Weihnachtsmannes auf den Nikolaus zurück. Dieser lebte in einer Stadt, die sich in der heutigen Türkei befindet, und war der Bischof dieser Stadt. Es gab allerdings auch einen anderen „Nikolaus“, welcher während des sechsten Jahrhunderts und in der Nähe des anderen lebte. Die beiden Männer verschmolzen in die noch heute tief verankerte Legende des Nikolaus. Er soll viele Wunder bewirkt haben, zum Beispiel habe er Tote zum Leben erweckt und drei junge Frauen vor der Prostitution gerettet. Er würde aber auch armen Menschen, vor allem Kindern helfen. Somit bildete sich die bis heute beständige Tradition der Bescherung am 6. Dezember.

Im Gegensatz dazu gab es aber auch viele Protestant:innen, die sich gegen den Nikolaus und dessen Heiligenverehrung aussprachen. Nach einiger Zeit äußerte auch Martin Luther, aus protestantischen Gründen, jenen Wunsch, der Nikolaus solle durch das Christkind ersetzt werden und die Bescherung solle auf den 25. Dezember verschoben werden. Er wollte bekanntermaßen katholische Heilige abschaffen, aber dennoch nicht auf die Bescherung verzichten, weshalb er sich für das Christkind entschieden hat, welches Jesus als Engel darstellen soll. Das Christkind ist nichtsdestotrotz geschlechtslos, obwohl es oft feminin dargestellt wird.

Ab dem neunzehnten Jahrhundert löst sich die fiktive Figur des Weihnachtsmanns immer mehr von der des heiligen Nikolaus ab und verbreitet sich weltweit. Daraufhin erstellten immer mehr Zeichner:innen Karikaturen und Bilder, die deren Vorstellungen des Weihnachtsmanns entsprachen. Zudem wurden viele weitere Kinderlieder komponiert, die diesen beschrieben. Ein Künstler namens Haddon Sundblom erweckte im zwanzigsten Jahrhundert dann den Weihnachtsmann, den wir auch noch heute kennen, zum Leben und nahm einen Coca-Cola-Verkäufer als Vorlage, wodurch heute viele Menschen denken, dass Coca-Cola den Weihnachtsmann erfunden hätten.

Aber auch die materialistische Zuneigung, die der Weihnachtsmann so ausdrückt, verbreitete sich ebenfalls weltweit und auch heute wird diese Tradition in vielen Familien weitergeführt, was vor allem für die Familien aus der Unter- und Mittelschicht problematisch werden kann.

So lässt sich feststellen, dass allein schon die Hautfarbe des heutigen Weihnachtsmanns nicht mit der Eigentlichen übereinstimmt und diese durch den sogenannten „White Savior Complex” beeinflusst wurde.

Nun ist klar, weshalb der Weihnachtsmann ein Mann ist, allerdings ist die Vorstellung der „Weihnachtsfrau” keineswegs utopisch. Wenn man jedoch nach der Weihnachtsfrau in Suchmaschinen sucht, werden hauptsächlich Frauen angezeigt, die hypersexualisiert werden. Allein schon deshalb sieht man wieder, was für desaströse Probleme in unserer Gesellschaft herrschen und dieses Sexualisieren von Frauen ist kein Einzelfall. Außerdem ist auch hier die Vorstellung eines männlichen Helden vorhanden, der in gewisser Weise den Kindern hilft. Was spricht aber dagegen, dass nicht auch Personen, die keine Männer sind, Held:innen sein können? Nur weil es in einem gewissen Sinne historisch verankert ist, heißt es nicht, dass es unveränderlich ist. Zusätzlich ist es erwähnenswert, dass es nicht nur problematisch ist, dass der Weihnachtsmann weiß und ein Mann ist. Aus einem anderen Blickwinkel lässt sich also noch feststellen, dass er reich und heterosexuell ist. Somit stellt er nicht das Idealbild, sondern den privilegiertesten Menschen unserer Gesellschaft dar und geht nicht auf Minderheiten ein. Aber der Weihnachtsmann liebt uns doch alle, oder?


 

Wie der Kapitalismus Weihnachten beeinflusst

 

Bereits im Spätsommer werden Gebäck und Schoko-Weihnachtsmänner in den meisten Supermärkten verkauft, obwohl das Weihnachtsfest ab dem 24. Dezember gefeiert wird. Das heißt also, dass sich der Markt schon circa drei oder vier Monate vor Weihnachten darauf vorbereitet und weihnachtliche Produkte anbietet. Dadurch stellt man sich doch die Frage, wie sehr der Kapitalismus eigentlich das Weihnachtsfest beeinflusst und inwiefern das sinnvoll ist.

Es ist zwar schon bekannt, dass auch Nichtchrist:innen Weihnachten feiern und das hat auch verschiedene Hintergründe, allerdings ist einer der wichtigsten Gründe der Kapitalismus. Wie bereits erwähnt, werden schon ab September (in Extremfällen im August) die typischen Süßigkeiten verkauft, die an Weihnachten verzehrt werden. Dadurch werden die Käufer:innen passiv dazu aufgefordert, Weihnachtsartikel zu besorgen und somit den kapitalistischen Weihnachtsrausch zu fördern. Weitere Aspekte sind überdies die ganzen Weihnachtsmärkte, die es in jeder Stadt gibt. Es wird also alles dekorativ und weihnachtlich geschmückt, sodass nicht nur der Markt, sondern auch die ganzen Städte die Bürger:innen beeinflussen. Darüber hinaus verzieren etliche Unternehmen ihre Produkte passend zur Weihnachtszeit mit Tannenbäumen und Weihnachtsmännern. Aber auch das Anpassen an die Gesellschaft spielt eine große Rolle: Bereits Kinder fragen sich gegenseitig, was man zu Weihnachten bekommen würde, und wenn man dann erwähnt, dass man aus beispielsweise religiösen Gründen nichts vom Weihnachtsmann bekommt, wird man ausgefragt und zum Teil komisch angeschaut, weil es ja normal wäre, Weihnachten zu feiern. Teilweise besuchen aber auch Weihnachtsmänner die Kinder in den Kindergärten und Grundschulen, um ihnen Geschenke zu geben und das alles unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit. Es gibt daher unzählige Dinge, die die Menschen, die sich dem Christentum nicht zugehörig fühlen, beeinflussen. Dabei ist egal, ob aktiv oder passiv.

In den bereits genannten Gründen, wie Weihnachten die Bevölkerung beeinflusst, war im Wesentlichen der Markt ein großer Faktor. Das heißt, dass die Marktwirtschaft Weihnachten so sehr prägt, dass das ideelle Fest zu einem materialistischen Fest immer stärker umgewandelt wird  und die Bedeutung immer mehr an Wichtigkeit verliert. Wieso also der ganze Aufwand für ein Fest, das immer mehr an Bedeutung verliert? Diese Frage ist ziemlich schwer zu beantworten. Sei es wegen christlicher, familiärer, oder vielmehr gemeinschaftlicher Gründe – der Kapitalismus sorgt dafür, dass die Bedeutung immer mehr vergessen, und der Konsum ins Rampenlicht gestellt wird. Wir Menschen reden uns oftmals ein, dass es ein Fest der Liebe wäre, allerdings wird den Kindern durch Weihnachten die materialistische Konsumsucht beigebracht und diese wird dazu noch glorifiziert, was problematische Folgen haben kann. Des Weiteren möchten wir alle Wünsche erfüllen und vor allem Familien mit einem geringen oder mittleren sozialen Status kaufen deshalb so viele Geschenke, die sie sich im Übrigen nicht mal leisten können und geben teilweise ihre Ersparnisse für die materialistische Befriedigung der Wünsche des sozialen Umfelds auf. Das alles nur, damit man primär die Kinder zufriedenstellen kann. Der ideelle Grund, das Fest zu feiern, verschwindet immer mehr und es geht insbesondere um den Konsum.

Es ist dennoch nicht hauptsächlich die Schuld der Bürger:innen, den Sinn des Festes primär auf das Kaufen der Geschenke zu legen. Es fängt schon in der Schule mit dem Wichteln an und geht bis hin zur weihnachtlichen Werbung, dem frühen Verkauf von Weihnachtsartikeln und der Legende des fiktiven Weihnachtsmanns, der im Übrigen ein Maskottchen der Spielzeugindustrie ist.

 

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