Fragerunde mit Umweltministerin Thekla Walker

Am Montag, dem 11.04.2022, kam Frau Walkerim Rahmen der Klimaaktionstage zu uns ans OHG. Im Kubus wurden ihr in einer Fragerunde Fragen von Schüler*innen der Umwelt-AG gestellt. Herr Klohr eröffnete und moderierte diese. Leonie Baitinger und Sarah Göddert haben die Fragerunde aufgezeichnet:

K: Ja meine sehr verehrten Damen und Herren, sehr geehrte Frau Walker, wir freuen uns sehr, dass sie heute zu uns gekommen sind, vor allem freuen sich die Schülerinnen und Schüler der Umwelt AG jetzt ganz besonders und lechzen schon danach Ihnen ihre Fragen zu stellen, die ihnen auf dem Herzen liegen. Wir freuen uns auf das Gespräch. Es wird gleich losgehen mit ein paar persönlichen Fragen. Die übrigen Fragen haben wir versucht, bzw. die Schülerinnen und Schüler haben es versucht, in Themenblöcken zu unterteilen, die sich auch ganz nach ihrem Ministerium richten, also Umwelt, Klima, Energiewirtschaft. Da gibt es ja viele Überschneidungen. Insofern ist die Einordnung in die Themenblöcke vielleicht auch ein bisschen gewollt, also es kann die ein oder andere Frage auch in einem anderen Themenblock stehen. Also seien Sie nicht irritiert. Wir sind jetzt ganz gespannt und starten mit einer persönlichen Frage. Die Schüler werden nämlich gleich auch persönliche Fragen stellen bzw. die Schülerinnen der ersten Gruppe. Aber ich stelle Ihnen die erste Frage, denn Sie werden später, das sei schon mal verraten, einen Fußabdruck noch bekommen und wir wollen natürlich jetzt wissen was für eine Schuhgröße Sie haben. Das wäre jetzt schon mal ganz wichtig.

 

W: Ja also erstmal guten Morgen zusammen. Bevor ich jetzt solche intimen Informationen weitergebe, was meine Schuhgröße antrifft, wollte ich einfach auch mal sagen, dass ich mich sehr freue, hier zu sein und auch mit den Kolleginnen/Kollegen aus dem Bundestag Frau Esken, Herr Mack aus dem Landtag, Herr Blenke. Also nachher kommt nochmal eine offizielle Rede, eine kurze Rede/Begrüßung von meiner Seite, aber ich wollte es einfach nur mal hier an der Stelle schon mal gesagt haben. Ja meine Schuhgröße ist 40. Sehr durchschnittlich.

 

K: Durchschnittlich. Jetzt sind wir mal gespannt, ob sie die Füße heute morgen schon bei der Anreise bewegt haben.

 

UAG: Zum Einstieg würden wir Ihnen gerne die Frage stellen: Wie sind Sie denn heute morgen überhaupt nach Nagold gekommen?

W: Ja heute morgen bin ich mit meinem Dienstwagen hierher nach Nagold gekommen. Aber immerhin Elektro. Das ist schon mal ein bisschen positiver als nur mit dem Auto.

 

UAG: Da ihr Dienstwagen ein Elektroauto ist, ist unsere zweite Frage, was Ihr privates Auto zu Hause ist?

W: Da habe ich auch ein Elektroauto. Also ich habe eigentlich einen Smart und in der Regel sonst fahr ich halt mit dem E-Bike oder nutze natürlich auch ÖPNV. Ich wohne ja in Stuttgart und da bringt es eigentlich nicht so viel mit dem Auto herumzufahren. Da ist man eigentlich echt schneller mit dem E-Bike unterwegs.

 

UAG: Die nächste Frage wäre, wie Sie sich klimafreundlich zu Hause verhalten und wie Sie als Vorbild für Baden-Württemberg Ihren Alltag umweltbewusst gestalten?

W: Ja also mir geht es so, wobei es als Ministerin nicht immer ganz einfach ist, dass ich versucht habe, so oft wie möglich zu Fuß unterwegs zu sein. Also einfach zu laufen, denn es tut mir auch selbst gut. Ich mach das auch meistens, wenn ich keinen auswärts Termin habe. Dann laufe ich ins Ministerium, auch zwischen den Terminen, die ich so habe. Ich persönlich achte jetzt natürlich auch darauf, dass ich nicht übermäßig heize. Also, dass man dann die Heizung runter dreht. Es gibt ja so viele Möglichkeiten, was man so im Alltag zu Hause machen kann. Ich ernähre mich schon lange vegetarisch, also das ist für mich wichtig für den Klimaschutz. Ich habe mich aber auch lange als Landespolitikerin für Tierschutz eingesetzt und da kommen für mich so zwei Themen zusammen, die mir am Herzen liegen.

 

UAG: Das ist schon eine ganz gute Überleitung zu der nächsten Frage, und zwar was ist denn eigentlich so in Sachen Klima eine Maßnahme, die Ihnen persönlich sehr am Herzen liegt?

W: Also ich glaube, wichtig ist für uns alle einfach, dass man versucht, insgesamt weniger zu verbrauchen. Man sieht das ja einfach auch jetzt an der Diskussion, die wir aktuell haben, dass an manchen Stellen etwas weniger einen wahnsinnig großen Effekt haben kann. Gerade zum Bespiel so etwas wie das Tempolimit, was wir ja in Deutschland nicht haben. Da wurde ja auch gerade diskutiert. Angenommen viele würden das jetzt freiwillig machen, dann kann man bis zu 25% sparen. Natürlich auch Heizung runterdrehen, weniger Fleisch essen. Es müssen ja jetzt nicht alle so wie ich vegetarisch oder vielleicht sogar vegan essen. Aber man kann einfach an vielen Stellen was machen, indem man jetzt weniger verbraucht. Und das liegt mir echt am Herzen, das jetzt auch so weiterzugeben nochmal und bewusst zu machen, Mensch man kann da echt was machen

 

UAG: Welche Unterschiede sehen Sie zwischen Ihrer Regierungsarbeit und Ihrer früheren Tätigkeit bei Greenpeace?

W: Oh haha das ist ein großer Unterschied. Also als ich angefangen habe mich zu engagieren und überlegt habe, ich würde gerne etwas machen, war ich mal eine Zeit lang bei Greenpeace. Greenpeace ist so organisiert, dass sozusagen von der Zentrale aus Themen vorgegeben werden. Kampagnenartig wird da gearbeitet. Damals hatten wir noch das Thema Dieselrußfilter. Das kennt ihr wahrscheinlich gar nicht mehr und um was es da geht. Und jetzt ist es natürlich so, in der Politik sind wir ganz breit aufgestellt auf dem Umweltministerium. Themen zu Naturschutz bis zur Energiewende bis zur Frage wo kommen unsere Rohstoffe her. Diese werden alle gleichzeitig bearbeitet und das ist ein riesengroßer Unterschied natürlich.

 

UAG: Sie haben jetzt gerade schon die verschiedenen Gebiete in Ihrem Umweltministerium angesprochen. Meine Frage dazu ist, welche Berufsfelder und Arbeitsmöglichkeiten gibt es denn speziell auch für junge Leute im Umweltministerium? Ich persönlich habe zum Beispiel vor, Biologie zu studieren nach dem Abitur. Welche Möglichkeiten hätte ich denn da als Berufseinsteiger im Umweltministerium und könnte ich auch irgendwie Verwaltungsaufgaben mit Forschung verbinden oder welche Möglichkeiten gibt es da?

W: Ja da gibt es ganz viele Möglichkeiten. Also Biologe mit einem Biologiestudium ist auf jeden Fall, gerade wenn man fachlich an Umwelt- oder Naturschutzthemen arbeiten möchte, ein großer Vorteil. Es ist aber auch genauso wichtig, gerade auch für die Verwaltungstätigkeiten oder weil es oft auch etwas mit Rechtsfragen zu tun hat, was wir in der Politik machen, zum Beispiel ein Jurastudium zu haben. Aber es gibt auch bei mir im Haus Ausbildungsgänge in der Verwaltung, die wichtig sind, um die gesamte Arbeit im Haus zu unterstützen. Also man kann eigentlich mit vielen verschiedenen Ausbildungen oder Studiengängen auch im Umweltministerium gut arbeiten.

K: Ich glaube, das ist jetzt eine gute Botschaft für dich, also insofern bieten sich spannende Arbeitsfelder an.

W: Auf jeden Fall. Es gibt auch noch die LUBW, die Landesanstalt, wo auch gerade das Forschungsthema Daten sammeln, messen, usw. eine große Rolle spielen, wo auch natürlich jemand der wissenschaftlich gearbeitet hat, natürlich sehr willkommen ist und wir brauchen auf jeden Fall auch in Zukunft immer wieder gute Leute. Also ich kann da nur dazu animieren, so einen Weg einzuschlagen, weil es wirklich wichtig ist, dass wir da immer mehr Leute auch haben, die sich für sowas interessieren.

 

K: Ja vielen Dank. In den Klimaaktionstagen hier am OHG steht natürlich das Klima im Mittelpunkt. Das sagt schon der Name. Und die Schülerinnen und Schüler werden morgen auch ganz viele Workshops, ganz viele spannende Workshop zum Klima/Klimawandel besuchen. Auch die Bekämpfung des Klimawandels wird natürlich ein Thema sein. Dementsprechend würden wir Ihnen jetzt gerne noch ein paar Fragen stellen zum Thema Klima.

 

UAG: Ja, dann fang ich mal an. Dazu wäre meine Frage, was ist denn Ihrer Meinung nach, die größte Hürde im Kampf gegen den Klima Wandel?

W: Also ich glaube insgesamt, global betrachtet, ist es halt so, dass wir nicht nur unsere Energieversorgung umstellen müssen, was jetzt glaube ich mal einer der wichtigsten Punkte auch gerade zurzeit ist. Also, dass wir da wirklich auf grüne Energie, auf erneuerbare Energien umstellen müssen. Aber wir müssen insgesamt anders wirtschaften. Also, dass wir jetzt wesentlich anders mit den Ressourcen umgehen, mehr Kreislaufwirtschaft. Auch tatsächlich Wachstum, den wir ja auch brauchen und der für Wirtschaft, Wohlstand und Arbeitsplätze wichtig ist. Dass man den mehr vom Ressourcenverbrauch entkoppelt. Fußabdruck war ja der erste kleine Punkt bzw. die Schuhgröße. Man redet ja immer von dem ökologischen Fußabdruck. Das muss man sozusagen alles zusammen betrachten. Nur dann werden wir es wirklich schaffen, denke ich, auch nachhaltiger zu leben und auch den Klimawandel, den Klimaschutz wirklich voranzutreiben.

 

UAG: Sie haben ja schon das Tempolimit angesprochen. Und warum ist es denn so schwer sinnvolle Klimagesetze umzusetzen?

W: Naja es ist halt so in Deutschland, dass man immer versucht, irgendwie einen Interessenausgleich hinzubekommen. Und es gibt dann natürlich auch manchmal widerstreitende Interessen. Gerade in der Politik ist ja dann die Aufgabe sozusagen Lösungen zu finden, die möglichst viel Gewinn bringen und möglichst wenig Schaden verursachen. Ich persönlich wäre jetzt der Auffassung, dass sowas wie das Tempolimit auf jeden Fall etwas wäre, was ganz einfach und ohne jegliche Schäden umgesetzt werden könnte. Manchmal spricht man auch von sogenannten „Low hanging fruits“, also Dinge, die man ganz einfach umsetzen kann. Zum Beispiel auch in öffentlichen Kantinen machen wir es in Baden-Württemberg so, dass weniger Fleisch angeboten wird, mehr Bio. Das ist dann auch wieder gut für den Naturschutz. Aber insgesamt ist es glaube ich so, dass Veränderungen oder wenn man etwas verändern will oder auch neue Regeln einführt so, dass viele erst mal Bedenken haben und es eigentlich nicht wollen. Die wollen eigentlich, dass es freiwillig passiert. Dass sozusagen über Anreize, über Förderungen was gemacht wird. Aber wir kommen jetzt, das sage ich auch ganz klar, um klare Regeln nicht drum rum. Wenn wir was tun wollen gegen den Klimawandel, dann müssen wir, man spricht in der Politik von Ordnungspolitik, Gesetze und Regeln einführen, die bestimmte Grenzen definieren oder Anforderungen beinhalten, die alle erreichen müssen. Das ist ja auch zum Teil schon passiert in den letzten Jahren und das muss jetzt auch so weitergehen, damit sich alle daran orientieren können.

 

UAG:  Sie haben es ja jetzt auch schon anklingen lassen, dass es eben Kritiker*innen in Bezug auf die Maßnahmen gibt und wie gehen Sie ganz persönlich mit solchen Kritiker*innen um?

W: Ich schaue mir immer ganz genau an, wie jemand argumentiert. Und wenn ich das Gefühl habe, dass das wirklich nur ideologisch begründet ist oder es gibt ja auch Leute, die leugnen, dass es überhaupt den Klimawandel gibt, und deswegen brauchen wir natürlich auch keine Maßnahmen ergreifen. Da investiere ich nicht mehr so viel Energie rein. Wir haben auch manchmal Landtagsdebatten und rechts von uns sitzt die AfD und da kommen dann oft diese Einwürfe „Ja das braucht es ja alles nicht, das ist ja alles gar nicht nötig, gibt es ja alles nicht“. Dann gibt es natürlich auch Menschen, die haben Fragen oder ich bemerke, da gibt es auch noch Punkte, die sie noch nicht gehört haben oder nicht wissen und ich versuche so viel wie möglich zu informieren und auch zu erklären, dass es halt auch eine Chance ist für uns. Jetzt weiter voranzugehen beim Thema Klimaschutz und Energiewende, das bringt uns auch wahnsinnig viele Vorteile. Dafür werbe ich und versuche halt viele zu gewinnen, dass sie wirklich Mitstreiter werden, weil ich glaube wir werden sowas, was wir jetzt vorhaben, nicht schaffen, wenn wir nicht viele Mitstreiter gewinnen. Das kann man nicht einfach nur von Oben durchsetzen.

 

K: Das Thema, was uns alle im Moment sehr beschäftigt ist natürlich der Krieg in der Ukraine und auch die Schülerinnen und Schüler beschäftigten sich damit. Und ich glaube man sieht sehr gut, wie der Zusammenhang zwischen Außen-, Verteidigungspolitik, Klimapolitik, Umweltpolitik, Energiepolitik ist und dementsprechend haben die Schülerinnen und Schüler jetzt dazu auch noch ein paar Fragen an Sie.

 

UAG: Im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine wurde in Deutschland sehr viel Geld für das Militär ausgegeben. Unsere Frage wäre nun, ob Sie es für vernünftig halten, dass wir jetzt plötzlich so viel Geld für das Militär ausgeben, aber für den Klimawandel nie so viel Geld so schnell ausgeben.

W: Ich glaube es ging allen so, dass man bei den 100 Milliarden erstmal geschluckt hat. Da denkt man „Boah so viel Geld“. Auf der anderen Seite muss ich sagen, sehe ich aber schon bei der neuen Bundesregierung, dass sie auch sehr viel Geld in die Hand nimmt für das Thema Klimawandel. Da ist ja auch ein riesengroßes Paket geschnürt worden für die kommenden Jahre in einer ähnlichen Größenordnung. 200 Milliarden glaube ich über die ganzen Jahre verteilt. Ich würde aber sagen, wenn es entweder oder wäre, dann wäre ich nicht damit einverstanden. Also wenn jetzt die Frage wäre, entweder wir geben das Geld für die Bundeswehr aus oder für den Klimawandel, dann würde ich sagen, „Ne Leute, das geht nicht“. Wir müssen jetzt das Geld in die Hand nehmen, um den Klimawandel und auch die Anpassung an den Klimawandel zu finanzieren. Wie beispielsweise das Hochwasser, das haben ja auch alle mitbekommen im letzten Jahr was da passiert ist. Vor allem in Baden-Württemberg war ja auch einiges los. Die Städte müssen sich anpassen. Man muss sozusagen die Städte grüner machen, damit sie mehr Wasser aufnehmen können oder auch mit Hitze besser umgehen können. Und aber jetzt massiv investieren in die Infrastruktur, damit wir auch, man spricht da von resilienter werden, um mit künftigen Krisen umzugehen. Und deswegen ist glaube ich die wichtigste Botschaft jetzt auch aus diesem Krieg, man muss die Krisen zusammendenken. Es bringt uns nicht weiter, wenn man immer isoliert ein Problem behandelt, dann wieder das nächste und dann wieder das nächste. Sondern man darf den Klimawandel nicht aus den Augen verlieren. Auch wenn das jetzt natürlich akut unmittelbar ganz ganz schlimm ist. Auch gerade für die Menschen, die das jetzt betrifft und die um ihr Leben fürchten müssen, ist trotzdem der Klimawandel und das was jetzt schon damit einhergeht auch so, dass viele Menschen nicht mehr in ihrer Heimat bleiben können und nicht mehr genug Nahrung haben/genug Wasser haben oder auch sogar verhungern, heute noch. Und deswegen finde ich es muss beides im Blick bleiben und wenn es möglich ist, dass beides finanziert werden kann, dann bin ich einverstanden. So ist meine Einschätzung. Ich hoffe, dass man die 100 Milliarden gut ausgibt, die kommenden Jahre.

 

UAG: Finden Sie, dass der Ukrainekrieg vielleicht sogar eine Chance in Bezug auf die erneuerbaren Energien sein könnte?

W: Also ich erhoffe mir sehr, dass wir durch das Bewusstsein, was ja jetzt auch entstanden ist, unsere Abhängigkeit von fossiler Energie, jetzt gerade natürlich aus Russland, jedem nochmal klar wird. Wir müssen jetzt bei dem Ausbau der Erneuerbaren viel viel schneller vorankommen. Und dass dann auch manche, die vielleicht noch Bauchweh damit hatten, mit Windrädern, weil sie die vielleicht einfach nicht schön fanden oder das Gefühl hatten „Muss das jetzt hier sein, kann das nicht einfach an die Nordsee“, dass die wirklich da ihre inneren Barrieren auch abbauen. Tatsächlich wird ja intensiv daran gearbeitet, den Ausbau der Erneuerbaren wirklich massiv voranzutreiben. Also da sehe ich eine Riesenchance, einmal in der Öffentlichkeit in der Akzeptanz und auf der anderen Seite natürlich darin, dass wir jetzt diese ganzen Gesetzesvorhaben und Regeln im Land und im Bund, dass wir da wirklich jetzt schneller vorwärtskommen. Das blöde ist, man wird das nicht jetzt gleich schon nächstes Jahr sehen. Das ist eine mittelfristige Sache. Also wenn jetzt mehr ausgebaut wird, wenn sich mehr Leute entscheiden in erneuerbare Energien zu investieren, zum Beispiel in Baden-Württemberg wird es eine Weile dauern, bis man das dann sieht, aber da erhoffe ich mir jetzt wirklich einen großen Schub. Das ist einer von den wenigen guten Aspekten in dieser Krise.

 

UAG: Würden Sie die Verlängerung der Atomkraftwerke aufgrund des Krieges befürworten oder ist das Risiko zu hoch?

W: Also ich würde sagen es war richtig, dass wir das geprüft haben, ob das einen Effekt hat oder einen positiven Effekt haben kann, weil natürlich ist mit Atomenergie immer ein Risiko verbunden. Und sicherlich, man hat auch die Bilder aus der Ukraine gesehen, wo sicherlich manche den Atem angehalten haben. Gerade in Saporischschja, wo dieses Atomkraftwerk angegriffen wurde oder beschossen wurde. Man sieht das ist einfach eine hochgefährliche Technologie und die wird es auch bleiben. Von daher ist es natürlich wichtig, wenn man sowas macht, bringt es wirklich was. Und es ist halt so, dass diese Brennelemente wirklich so in einem Zustand sind, dass sie bis Ende des Jahres noch genutzt werden können. Aber dann ist es vorbei. Das heißt man müsste neue Brennelemente beschaffen, was gar nicht so einfach ist. Die Grundstoffe kommen zum Teil auch aus der russischen Föderation, beispielsweise Uran. Man müsste sozusagen eine große Sicherheitsüberprüfung durchführen, die üblicherweise bei Atomkraftwerken alle zehn Jahre gemacht werden. Diese wurden bei den letzten drei in Deutschland jetzt im Hinblick auf das Ende des Jahres 2022 nicht mehr durchgeführt. Also es gibt viele Aspekte, wo man am Ende einen Strich drunter gemacht hat und gesagt hat „Vorteile und Nachteile“. Die Nachteile überwiegen und der Benefit, dass man jetzt wirklich konkret für diesen Winter, wo wir den Engpass zu befürchten haben, da haben wir kein Plus. Also in diesem Winter hätten wir kein Plus, der würde dann perspektivisch erst wesentlich später erfolgen und von daher, haben wir gesagt es geht um 5% der Stromversorgung in Deutschland und da ist es sinnvoller jetzt massiv die Erneuerbaren auszubauen.

 

K: Ja der nächste Fragenblock knüpft eigentlich direkt daran an und das ist passend, dass wir die Ministerin für Energiewirtschaft auch hier haben. Und wie ich das vorhin herausgehört habe, sind sie passionierte E-Autofahrerin, insofern im Auto-Land Baden-Württemberg stellen sich natürlich auch Fragen zu Autos und Technik und dazu haben die jungen Herren hier auch noch ein paar Fragen.

 

 

UAG: Viele Automobilhersteller wie zum Beispiel Daimler oder Porsche stellen jetzt gerade vor allem auf Elektroautos um und allgemein wird momentan die E-Mobilität gefördert. Von daher haben wir uns die Frage gestellt, wie praktikabel und sinnvoll E-Autos grundsätzlich sind, da diese ja auch alle viel Strom benötigen und ob der Strombedarf klimaneutral gedeckt werden kann.

W: Wir sprechen ja von der Elektrifizierung von vielen Bereichen jetzt in der Gesellschaft, damit wir klimaneutral werden können. Zum Beispiel im Wärmebereich auch in der Wärmepumpe, die auch Strom braucht oder eben die E-Autos. Und deswegen müssen wir ja auch den Ausbau der Erneuerbaren so massiv vorantreiben, denn nur wenn diese dann mit grünem Strom sozusagen genutzt werden können, dann ist es eben auch ein Beitrag, den wir da leisten können. Aber ich sage auch, es ist auf jeden Fall der richtige Weg. Das ist das, was sozusagen an Technologie ja auch da ist. Diese Autos gibt es ja. Die können jetzt ganz schnell den Markt hochlaufen und das ist ja schon erfolgt. Und man sieht ja immer mehr wie Autos noch weitergehen und das ist eben sehr effektiv und sehr effizient. Ich weiß nicht, ob noch mal was zum Thema Wasserstoff kommt, aber im Verhältnis ist es halt so, dass die elektrische Nutzung im Fahrzeug sehr effizient ist und gerade bei den privaten Autos eben die beste Technologie im Moment ist, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. N

Natürlich braucht es neben Autos auch noch mehr ÖPNV oder auch noch andere Möglichkeiten, denn es geht uns ja eigentlich darum, möglichst gut mobil zu sein. Ob das jetzt mit dem Auto ist, kann sein, muss aber nicht sein. Und dann müssen wir natürlich das gesamte Themenfeld im Blick haben, um wirklich klimaneutral zu werden. Da reicht es nicht einfach alle Motoren durch E zu ersetzen, sondern da muss insgesamt ein neuer Mix, glaube ich, rein.

 

 

UAG: Die nächste Frage ist über Wasserstoffautos. Was halten Sie davon?

W: Ich finde Wasserstoff ist ein ganz spannendes Thema. Wasserstoff ist ein Stoff, den wir sehr sehr dringend brauchen werden als Bausteine, um klimaneutral zu werden, weil es gibt viele Bereiche, gerade in der Industrie die Prozesswärme. Also wenn man jetzt von manchen Industrien hört, „Oh, wenn wir kein Gas mehr kriegen, dann müssen wir hier alles stilllegen“, die werden grünen Wasserstoff brauchen, um klimaneutral produzieren zu können. Und es gibt zum Beispiel die Bereiche Flugzeuge, Schiffsverkehr, Schwerlastverkehr und da ist Wasserstoff äußerst sinnvoll, weil eben nicht einfach elektrifiziert werden kann. Also machen wir im Land auch ganz viel dafür, dass es einen Hochlauf geben kann. Wir unterstützen Forschung, unterstützen Unternehmen, dass die da investieren, Brennstoffzelltechnologie und und und. Ich halte es für gut, dass wirklich da einzusetzen, wo nichts anderes geht. Immer das Motto obendrüber „Effizienz“, so effizient wie möglich. Ein normales Auto würde sechsmal mehr Energiekosten haben, als wenn man es elektrisch lädt mit Wasserstoff.

 

UAG: Und was halten Sie von Hybridautos?

W: Ja gut das sind ja alles Übergangslösungen, sag ich jetzt mal. Das ist ja so, dass es die jetzt auf dem Markt gibt. Ich finde es jetzt erstmal grundsätzlich positiv, wenn Leute sich Gedanken machen und Überlegen. Übergangslösungen kann man nutzen, aber das Ziel muss eigentlich vollelektrisch sein. Also eine ganze Lösung, denn man muss ja immer sehen, wir haben nicht mehr so viel Zeit. Also klimaneutral wollen wir in Baden-Württemberg 2040 werden, im Bund 2045 und das heißt, wir sollten Interesse daran haben, wenn es möglich ist oder wenn der Markt es hergibt. Und wenn man ohne Übergangslösung arbeiten kann, dann ist das besser aus meiner Sicht, gleich ein richtiges Elektroauto zu kaufen. Ja, denn das Hybridauto ist dann auch wieder eine Zeit lang auf dem Markt und ich finde lieber gleich, das was jetzt möglich ist, also vollelektrisch.

 

K: Ja Frau Walker, Sie sehen ja jetzt ganz viele engagierte Schülerinnen und Schüler, denen das Klima am Herzen liegt. Und diese Umwelt-AG, die hier auf der Bühne sitzt, hat sich jetzt ja auch anlässlich dieser Klimaaktionstage eigentlich neu gegründet und da sind ganz viele spannende Ideen jetzt natürlich auch im Raum, aber die Schülerinnen und Schüler sind natürlich auch interessiert daran, was Sie noch an Tipps irgendwie mitgeben können zur Umwelt, zur Nachhaltigkeit auch so im privaten Bereich. Dementsprechend kommen im abschließenden Block dazu noch ein paar Fragen.

 

UAG: Dazu stellt sich auch zuerst mal die Frage, was jeder einzelne im Alltag auch selber für die Umwelt und fürs Klima machen kann.

W: Das hatten wir ja eigentlich schon am Anfang ein bisschen, dieses Thema. Also fahre ich mit dem Rad, gehe ich auch mal zu Fuß Strecken, wie ernähre ich mich? Ich finde das ist ein echt großer Faktor, mit dem man sich schon beschäftigen sollte und überlegen sollte, muss ich jeden Tag Fleisch essen, kann es auch ein bisschen weniger sein. Ist auch gesünder, mal davon abgesehen. Also solche Fragen sich zu stellen und dann natürlich auch im privaten Umfeld gerade jetzt, da hört man ja viele Energiespartipps, wie z.B. mach den Kühlschrank voll, dann verbraucht der weniger Energie, weil alle Gegenstände im Kühlschrank dann auch kühlen oder Heizung runterdrehen. Ich fand es auch echt erstaunlich, als mir jemand erzählt hat, dass scheinbar noch in den 70er Jahren tatsächlich die Wohnungen durchschnittlich nicht mehr als 19 °C geheizt wurden und heute sind es 22 °C durchschnittlich. Das ist schon enorm. Da kann man eine ganze Menge machen und ich freue mich natürlich über alle, die sich auch engagieren, also rausgehen, die sich mit anderen zusammentun, die auch vor Ort überlegen, was können wir hier machen, was können wir hier vielleicht noch auf die Beine stellen. Denn der Herr Oberbürgermeister hat ganz am Anfang mal gesagt, bei der ersten Begrüßung, es kommt drauf an was vor Ort passiert. Also das ist glaube ich ziemlich wichtig und dann kann man wirklich da, wo man lebt im direkten Umfeld auch eine Menge machen.

 

UAG: Wie kann man die Schule nachhaltiger gestalten?

W: Ja gut in der Schule ist es ja genau das gleiche. Was gibt es in der Kantine zu essen, wie wird die Schule geheizt, solche Fragen, wie geht man mit den Ressourcen insgesamt in der Schule um. Also da finde ich, ist auch so eine AG natürlich auch ein guter Ort, wo man sowas mal besprechen kann und überlegen kann, können wir da ein Projekt vorantreiben. Ladet Leute aus dem Gemeinderat ein, um die dann zu überzeugen, dass man vielleicht in der Schule nochmal anders investieren könnte. Ja, solche Fragen, genau. Das ist ja dann auch mal gut. Deswegen freue ich mich auch, dass Mitglieder aus dem Gemeinderat heute hier dabei sind. Weil das geht ja dann nur Hand in Hand, wenn man was erreichen will. Das kann man an der Schule direkt machen. Und natürlich solche Klimaaktionstage. Das ist ja auch öffentlich und es lesen Leute auch in der Zeitung, man erzählt es zu Hause, man erzählt es Freunden. Das ist extrem wichtig.

 

 

UAG: Es gibt ja viele Menschen, die wollen auch gerne was für die Umwelt tun, aber irgendwie finden sie nicht die Energie oder die Kraft dazu. Wie kann man jetzt Menschen, mit kleinen Schritten oder mit Freude dazu zu motivieren, weniger zu konsumieren und weniger Müll zu verursachen?

W: Es ist ja auch so, nicht jeder hat so einen großen Geldbeutel, sodass man sich alles leisten kann oder dass alles so einfach immer umsetzbar ist. Das verstehe ich schon. Also man muss auch den Leuten, die dann weniger Möglichkeiten haben oder ein geringeres Einkommen haben, unterstützen oder entlasten. Also ich finde das ist gerade aktuell in der Debatte ganz ganz wichtig, weil da kann man jetzt nicht einfach nur sagen, dreh mal die Heizung ein bisschen runter. Das ist ja klar. Grundsätzlich würde ich aber sagen, mir geht es darum, dass es auch einfach mehr Lebensqualität bringt. Ich habe vorhin das Beispiel mit der „Schwammstadt“ gebracht, sozusagen Anpassung an Klimawandel, was ja viele Städte im Moment beschäftigt oder auch diese kommunale Wärmeplanung. Also das man schaut, was können wir eigentlich bei uns in der Stadt machen. Das hat halt wahnsinnig viele Vorteile, wenn man langfristig auf Erneuerbare umsteigt, dann erspart es einfach kosten. Das mag am Anfang eine Investition sein, aber mittelfristig spart man Geld und ist unabhängig. Das ist doch wirklich ein Wort und zweitens, wenn man eine grünere Stadt hat, wo die Böden zum Teil offener sind usw., dann hat man ein besseres Klima einfach in der Stadt, egal ob es sehr viel Regen, Hochwasser oder es eben Trockenheit im Sommer gibt. Das kennt man ja auch, jetzt hat es Gott sei Dank geregnet, weil davor war es ja sowas von trocken, das hat man richtig gemerkt.

 

 

K: Frau Walker, vielen herzlichen Dank, dass Sie heute zu uns gekommen sind. Das ist eine große Ehre und das zeigt auch glaube ich, wieviel hier auf die Beine gestellt wurde, dass sogar die Umweltministerin zu uns kommt. Das ist ganz ganz toll für uns und ich glaube die Schülerinnen und Schüler und auch ich persönlich und auch die Herrschaften im Raum haben viele Impulse mitgenommen und auch vieles, womit wir jetzt weiterarbeiten können, hier an der Schule. Herzlichen Dank für Ihre Antworten.

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