Autorenbegegnung mit Frank Maria Reifenberg

In einer Zeit, in der man kaum noch Briefe schreibt, mag es ein Wagnis sein, ausgerechnet einen Jugendroman in Briefform zu verfassen. Doch das Wagnis ist nicht nur gelungen, sondern Stoff und Autor des Buches „Wo die Freiheit wächst“ (2019) fesselten vor kurzem mehrere Schulklassen. Im nunmehr 15. Jahr des Projektes „Autorenbegegnung“ war der Besuch des Wahl – Kölners Frank Maria Reifenberg in drei Schulen ein großer Erfolg, auch durch die hohe Authentizität und Zugewandtheit des Autors. Finanziell und ideell getragen wird die lange Reihe der Begegnungen zwischen Autoren und Schülern seit 2009 vom Förderverein OHG e.V., und wenig später entwickelte sich eine wirklich gelungene Kooperation mit der Gemeinschaftsschule Zellerschule und deren Förderverein, so dass die Gymnasialklassen für diese „events“ auch immer wieder den Musiksaal der Zellerschule mitnutzen dürfen. Leticia Rohr und Albrecht Schlierer begleiteten die 9b und 10a der Zellerschule bei der jüngsten Begegnung, die sich in mehrfachem Sinne auf eine Zeitreise ins Nazideutschland  mitnehmen ließen. Köln 1942, Teile der Stadt sind durch Bombenangriffe zerstört, die 16jährige Lene vermisst ihre Freundin Rosi, die vor den Kriegswirren floh, und auch ihren Bruder Franz, der an der Ostfront kämpfen muss. So erzählen sie einander in Briefen ihre Alltagsnöte, ihre Furcht und Verzweiflung, aber auch ihre Hoffnungen. Die Romanform des Briefaustauschs mit wechselnden Blickwinkeln der  Protagonisten wirkt deshalb sehr persönlich und greifbar für das junge Zuhörerpublikum. Lene verliebt sich in Erich, Mitglied der „Edelweißpiraten“, einer Widerstandsbewegung von Jugendlichen, die trotz Repressionen für ihre Überzeugung einzustehen versuchen, und schließt sich ihnen aktiv an. Auf die Frage, wie lange die Recherchen für das Buch gedauert hätten, antwortet Frank M. Reifenberg, dass es gut drei Jahre waren, und gibt zu, es sei für ihn sein schwierigstes von insgesamt bisher 50 Büchern gewesen, die in 15 Sprachen übersetzt wurden. In regem Austausch ging diese erste Einheit zu Ende, ehe der Autor den Klassen 8a und 8e vom OHG und ihren begleitenden Lehrkräften Jan Gribbohm und Patrick Glückler das „Projekt Lazarus“ vorstellte, ein hoch spannendes Buch zum Thema Künstliche Intelligenz. Diese hat – so wussten die Schüler – schon länger im Alltag Einzug gehalten, bei online – Spielen und  – Kaufaktionen oder auch bei Telefon – Warteschleifen. Im Roman selbst nimmt der 14jährige Noah in Concord/Massachusetts an einem scheinbar renommierten Forschungsprojekt teil, um der tristen Wohnwagensiedlung zu entfliehen, doch der Preis für eine vermeintlich bessere Zukunft ist hoch. Mit „Charlie“, einer neu zu erprobenden künstlichen Intelligenz, wird ein Chip in eine Nervenbahn am Hinterkopf implantiert, was bei Noah zu sonderbaren Zuständen führt. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt auch für Noahs Freund Moses…Nach den Lesepasssagen hatten die jungen Gymnasiasten noch viele Fragen an den Autor, zum Beispiel, ob man gut in Deutsch sein müsse, um Autor zu werden, oder wie man ein Buch anfängt. Dabei verriet Frank M. Reifenberg, dass neben Ideen vor allem auch Sitzfleisch und Geduld nötig seien und dass er selbst als Vielleser Thomas Manns „Buddenbrooks“ sehr schätze. Anerkennender Beifall des jungen Publikums verabschiedete den Autor, ehe er ins Bildungszentrum Wildberg weiterreiste. Die lebendige, mitreißende Begegnung mit einem „greifbaren“ Autor wird bei allen Beteiligten noch lange nachwirken, auch durchs Vertiefen in die weitere Lektüre.

 

Text und Bild: Barbara Rennig

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