Barbara Rennig
Schreibwerkstatt mit Nina Blazon
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Welche Bedeutung farbiges Papier und farbige Stifte fürs kreative Schreiben haben und warum ein „Elfchen“ durchaus noch etwas anderes ist als ein kleines mystisches Naturwesen, erfuhren rund 25 Schüler*innen der Klasse 10a von Marieke Mann und einzelne SchülerInnen des Leistungskurses der KS1 von Patrick Glückler. Der Anlass war eine „Schreibwerkstatt“ mit der Autorin Nina Blazon aus Stuttgart, die auf Einladung und dank finanzieller Unterstützung des Fördervereins vor kurzem im OHG weilte. Die 1969 in Slowenien geborene, vielseitige Autorin, Journalistin und Lehrbeauftragte diverser Hochschulen brach durch ihr sympathisches Auftreten noch vor der Vorstellungsrunde das Eis, indem sie in einer Drei-Minuten-Aufgabe auf einer Auswahl von farbigem Papier die Beteiligten gleich darauf los schreiben ließ, „was immer euch in den Kopf kommt“. Sehr spannend waren die dann ausgetauschten Ergebnisse, bei denen die Schüler*innen feststellten, dass diese Art des Schreibens einiges löst, „frei macht“ und also den „inneren Kritiker“ ausschaltet. Und Nina Blazon vermittelte anschließend, welch wichtige Rolle die Handschrift spielt, schafft sie doch, durch die Motorik, eine unmittelbare Verbindung zu Gehirnzentren und regt Kreativität an.
In der Vorstellungsrunde zeigte sich, dass zwar wenige der Schüler*innen gerne lesen – oder wenn, dann Fantasy-Stoffe -, aber dass einige sich durchaus mit dem Verfassen eigener Texte beschäftigen. In einer zweiten, assoziativen und längeren Aufgabe kamen alle noch tiefer in die Schwerpunkte des 180minütigen Workshops hinein, indem sie zum Thema „Ankommen“ ihre Ideen fließen ließen. Daraus sollten dann vier individuell ausgewählte Sätze auf einem neuen Blatt Papier notiert und ein möglicher Titel zu dieser Verdichtung gefunden werden, wobei der Sinnzusammenhang zunächst unerheblich war. Im anschließenden Austausch zu den Texten und Textfragmenten zeigte sich, wie individuell sich die Themen bei den jungen Schreibenden zu Stimmungsbildern, der Reflexion eigener Erfahrungen oder in fast poetische Formen entwickelt hatten. Die Schüler*innen ließen sich durch Nina Blazons professionelle und zugewandte Art gerne weiter anregen, folgten mit Feuereifer weiteren Aufgaben, teilweise erstaunt über ihre eigenen Ideen und Schreibergebnisse, wenn zum Beispiel eine Figur einerseits aus Autorensicht, zum anderen aus der Perspektive der Figur selbst zu betrachten oder zu
be-schreiben war.
Besonders spannend war das „Elfchen“, nämlich ein Kurztext aus insgesamt elf Wörtern, beginnend mit einem Wort in einer Zeile, dann je zwei Wörtern, drei Wörtern, vier Wörtern in den Folgezeilen und am Schluss wiederum einem einzigen Wort.
Wie im Fluge schienen die drei Zeitstunden des Workshops zu vergehen, und alle Beteiligten waren mehr als angetan von dieser Veranstaltung. Auch weil Nina Blazon, die selbst historische Romane und Fantasy-Romane verfasst, einen Blick in die Trickkiste der Literaturschaffenden erlaubte. Dankenswerterweise hatten die Lehrkräfte Marieke Mann und Patrick Glückler für Getränke und Snacks in den kurzen Schaffenspausen gesorgt, so dass auch Raum für kurzen Austausch zwischendurch blieb. Doch gerne genossen die Schüler*innen schreibend die große Motivation durch einen echten Profi und werden vieles – nicht nur fürs persönliche Schreiben – daraus mitnehmen.
Kleiner Tipp am Rande für neue Nina-Blazon-Fans: „Banshee Blues“ (2022) und „Der Winter der schwarzen Rosen (2017).