Nachdem wir unsere Austauschpartner bereits bei ihrem Besuch in Nagold Mitte März kennengelernt hatten, standen wir nun voller Vorfreude auf ein Wiedersehen am Donnerstag, den 15.5., pünktlich um halb 9 am Bahnhof in Nagold. Unser Bus kam allerdings erst gegen 9 – die Werkstatt hatte nicht genug Kühlwasser eingefüllt, unser Fahrer hatte deshalb nochmal umkehren müssen – aber das war überhaupt nicht schlimm, denn die Sonne schien und wir waren bester Laune, wenn auch etwas angespannt, was uns in Frankreich wohl erwarten würde…
Nach etwa 5-stündiger Busfahrt – mit einer Pause bei Saverne – kamen wir kurz nach 14 Uhr am Lycée Alfred Mézières in Longwy an, wo wir mit großem Hallo und leckeren Häppchen von „unseren“ Franzosen begrüßt wurden.
Nach ein paar allgemeinen Informationen seitens der Lehrerinnen führten uns dann die französischen Schüler durch „Longwy haut“ (den oberen Teil der Stadt) und präsentierten uns mit viel Engagement und teils kreativer Aussprache des Deutschen die Sehenswürdigkeiten.
Im anschließenden Kahoot-Quiz konnten wir unser neu erworbenes Wissen unter Beweis stellen, bevor uns dann gegen 17 Uhr unsere Gasteltern abholten und wir unseren ersten Abend im neuen Domizil verbrachten …
Am Freitag fuhren wir mit der ganzen Gruppe mit dem Zug von „Longwy bas“ (dem unteren Teil der Stadt) nach Luxemburg, wo wir nach einem kleinen Abstecher zu einem Aussichtspunkt über dem Stadtteil „Grund“ mit der Straßenbahn zum Europaparlament fuhren. Wir mussten eine ganze Weile vor der Drehtür warten und dann einen recht aufwendigen Sicherheits-Check wie am Flughafen passieren, um dann schließlich dem Powerpoint-Vortrag einer Dame namens Sharon aus Malta zu lauschen. In diesem etwas verwirrenden Sprachen-Gemisch aus Deutsch, Englisch und Französisch erhielten wir Informationen zur Entstehungsgeschichte und den verschiedenen Institutionen der EU.
Anschließend hatten wir etwa eine Stunde Mittagspause in der Innenstadt und besuchten danach noch das Stadtmuseum von Luxemburg, in dem eine ältere Dame bemüht war, uns auf Deutsch die wichtigsten Aspekte zu vermitteln. Leider gab es bei der parallel stattfindenden Führung der Franzosen einen kleinen Zwischenfall – eines der französischen Mädchen ist während der Führung plötzlich umgekippt und wurde zur Kontrolle ins Krankenhaus gefahren, begleitet durch eine der französischen Lehrerinnen. Zum Glück stellte sich dort heraus, dass es wohl nichts Schlimmes war, sie konnte nach ein paar Stunden wieder nach Hause. Allerdings waren wir im ersten Moment natürlich schon ziemlich betroffen und fuhren daher etwas schweigsamer als sonst mit den verbliebenen drei Lehrerinnen mit dem Zug zurück.
Das Wochenende verbrachten wir dann in der Obhut unserer Gastfamilien, die alle ein wirklich tolles Programm für uns geplant hatten. Die meisten von uns besuchten in einer großen Clique einen Freizeitpark in der Nähe von Metz, ein paar waren in Nancy unterwegs oder saßen bei Grillpartys und Ähnlichem beisammen. Fazit: Die Sonne schien und wir hatten sehr viel Spaß!
Gut erholt starteten wir dann am Montag in unseren ersten Schultag. Die ersten beiden Stunden verbrachten die deutschen Schüler mit ihren Lehrerinnen, danach nahmen wir in kleinen Gruppen an verschiedenen Unterrichtsstunden der französischen Schule teil und zum Mittagessen ging es in die Kantine. Besonders verblüfft waren wir, wie lang so ein Schultag in Frankreich dauert – bei einigen sogar bis 18 Uhr!
Am Dienstag war wieder ein gemeinsamer Ausflugstag, diesmal mit einem Reisebus. Vormittags besichtigten wir in zwei Gruppen (Deutsche/ Franzosen) das Museums-Bergwerk in Neufchef und lernten, wie sich im Lauf der Jahrzehnte die Methoden und Arbeitsbedingungen bei der Gewinnung von Eisenerz gewandelt haben. Bevor wir dann mit dem Bus weiterfahren konnten, gab es noch ein ganz besonderes, nicht eingeplantes Erlebnis: In einem der vor dem Museum ausgestellten Minenfahrzeuge war aus unerfindlichen Gründen in einem Hohlraum eine Gruppe Jungvögel eingeschlossen, die aus eigener Kraft nicht durch den Schlitz nach draußen konnten. Unser Minen-Führer brachte Leiter und Taschenlampe und versuchte zunächst, den Schlitz mit einer langen Eisenstange aufzubiegen, was jedoch leider nicht klappte. Also versuchten wir eine andere Methode: Wir bugsierten die kleinen Vögelchen vorsichtig mit zwei Zweigen bis hoch zum Schlitz, um sie dann das letzte Stück mit dem Finger hindurch und somit hinaus zu schieben. Mit viel Geduld und konzentrierter Teamarbeit haben wir es auch tatsächlich geschafft: Alle neun kleinen Meisen konnten wir so nach und nach aus ihrer misslichen Lage befreien. Sie flatterten fröhlich piepsend davon, das war ein tolles Gefühl!
Den Nachmittag verbrachten wir dann in Metz, wo wir erstmal eine ausgiebige Pause zum Mittagessen und Shoppen hatten, bevor wir – geführt von den französischen Lehrerinnen – einen kurzen Stadtrundgang machten. Dieser war kombiniert mit einem Quiz, bei dem wir besonders motiviert waren, denn die drei schlechtesten Gruppen sollten zur „Strafe“ eine Extra-Aufgabe erhalten, nämlich am letzten Tag vor der gesamten Gruppe ein Lied zu singen …
Am Mittwoch war nochmal ein „normaler“ Schultag, allerdings diesmal für die meisten deutlich kürzer, sodass wir am Nachmittag noch ein bisschen Freizeit mit unseren Austauschpartnern verbringen konnten.
Am Donnerstag, den 22.5., gab es dann noch ein Abschiedsfrühstück in der Kantine, bei dem wir einer der französischen Lehrerinnen gemeinsam ein Geburtstags-Ständchen sangen. Auch die „Strafe“ wurde eingelöst, wobei sich die Darbietenden kurzerhand dazu entschieden hatten, den Gesang durch eine Tanzdarbietung zu den Klängen von „Macarena“ zu ersetzen…
Der Bus kam pünktlich, doch diesmal musste der Busfahrer auf uns warten, wir wollten nämlich gar nicht einsteigen, denn der Abschied von „unseren“ Franzosen fiel uns sehr schwer. Es gab viele Umarmungen und Küsschen und sogar die ein oder andere Träne…. Aber zum Glück gibt es ja heutzutage jede Menge Möglichkeiten, in Kontakt zu bleiben und möglicherweise treffen sich ja manche beispielsweise in den Ferien wieder…
Es war wirklich eine tolle Woche mit vielen Eindrücken und unvergesslichen Erlebnissen. Wir sind unglaublich herzlich aufgenommen worden und haben viele nette Menschen kennengelernt.
Text/Bilder: Carmen Schöneberger und Rebecca Guddemi